Optimismus in schwierigen Zeiten
Ob man grundsätzlich eher ein Optimist oder ein Pessimist ist, scheint in gewissem Umfang ein Merkmal der individuellen Persönlichkeit zu sein. Was aber nicht heißt, dass man diese innere Einstellung nicht selbst absichtsvoll beeinflussen könnte. Man kann sich prinzipiell frei dafür entscheiden, welche grundsätzliche innere Einstellung man dem Leben gegenüber einnehmen will.
Optimistisch in die Zukunft zu blicken hat dabei einige maßgebliche Vorteile. Positiv zu denken führt häufig auch zu positiven Ergebnissen. Psychologen haben herausgefunden, dass optimistische Menschen relativ länger leben, gesünder sind, erfolgreicher, produktiver, weniger gestresst und bessere Beziehungen haben als pessimistische Menschen.
Dazu kommt natürlich auch, dass man viel lieber mit positiven Menschen zusammen ist, da diese auch positive Energie ausstrahlen, was sehr ansteckend ist. Wir sind es als soziale Wesen also quasi unseren Mitmenschen gegenüber schuldig. Pessimistische Menschen, die alles immer schwarz sehen, zynisch und negativ sind, rauben uns dagegen unnötig Energie, die wir für die wichtigen Dinge im Leben benötigen. Hier also der naheliegende Tipp, sich wenn möglich mit Optimisten zu umgeben und die Miesepeter (no pun intended) zu meiden.
Was braucht man nun dazu, um sich positiv auszurichten und einen optimistischen Ausblick, speziell auch in schwierigen Zeiten zu bewahren. Es reicht nicht aus, z.B. die gängigen Wohlfühl-Mantras zu wiederholen oder andere auto-suggestive Methoden anzuwenden. Man benötigt vielmehr Disziplin, Engagement und das richtige Verständnis von Optimismus.
Optimismus hängt eng mit Hoffnung zusammen, hierzu gibt es eine eigene Forschung im Bereich der positiven Psychologie. Es werden drei Faktoren identifiziert, welche die Hoffnung bestimmen. Zuerst braucht man ein inspirierendes Ziel, was man anstrebt, verbunden mit dem Glauben daran, dass die Zukunft noch besser werden wird als die Gegenwart. Dann benötigt man Handlungsfähigkeit, d.h. das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten, das Ziel auch selbst erreichen zu können. Und schließlich benötigt man verschiedene Pfade, die zum Ziel führen. Funktioniert nicht der Plan A, gibt es immer einen Plan B und einen Plan C und so weiter.
Auch in diesem Kontext bietet es sich an, einen Blick auf die Philosophie der Stoiker zu werfen. Hier wird zwar empfohlen, sich immer auf das Schlimmste mental vorzubereiten („prämeditatio malorum“), was man auch als Pessimismus deuten könnte, in Verbindung mit den anderen empfohlenen Handlungsweisen ergibt sich jedoch wieder ein positiver Ausblick. Die Stoiker gehen mit Gelassenheit und Zuversicht durch die Welt und fokussieren sich auf die Dinge, die sie selbst beeinflussen können.
Etwas, was wir ganz klar beeinflussen können, ist unsere Einstellung. Das Glas ist halb voll und nicht halb leer. Es gibt immer Hoffnung und einen Weg, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen. Wenn wir nicht gewinnen, dann lernen wir zumindest. Diese Einstellung können wir jeden Tag kultivieren.
Weiterer wesentlicher Faktor, der in unserer Macht liegt, ist unsere Bemühung. Was immer auch kommt und vor welche Herausforderungen wir gestellt werden, sind wir immer in der Lage, diesen zu begegnen. Dabei geben wir einfach immer unser Bestes, nicht mehr und nicht weniger.
Wenn wir nun unseren Fokus auf die konstruktiven Dinge konzentrieren, darauf, was jetzt wichtig ist zu tun und uns nicht von negativen Energien ablenken lassen, entfalten wir eine positive Aktivierungsenergie, mit der wir unsere Potenziale realisieren können.
Auch wenn es gefühlt aktuell in unserer Welt mehr Anlass für Pessimismus gibt als für Optimismus, kann man den Spieß doch umdrehen und sich selbst bewusst für die positive Seite der Macht zu entscheiden. Ein gewisses Grundvertrauen in sich selbst, das Universum, Gott, das Gute im Menschen oder in das Karma – was auch immer mit der eigenen Weltanschauung korrespondiert – ist dabei auch immer hilfreich.
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