Execution! Eine Anleitung zum Einfach Machen
Im Beratergeschäft ist Strategieentwicklung ist die Königsdisziplin. Strategie hört sich immer wichtig an und viele Berater nennen sich daher auch gerne Strategieberater. Es ist in der Tat eine spannende Aufgabe, zu definieren, was das alles andere überragende Ziel ist, welche Vision und Mission ein Unternehmen verfolgt und was überhaupt der „Purpose“ ist. Sehr legitim und sinnvoll.
Wenn man eine Umfrage machen würde, woran Firmen scheitern, und zur Auswahl stellt, „nicht die richtige Strategie“ oder „nicht die konsequente Umsetzung“, dann würden viele vermuten, dass eine fehlende Strategie häufig der kritische Faktor ist. Ich denke jedoch, dass es häufig eher an der Umsetzung scheitert.
Ich habe verschiedene Firmen im Laufe meiner Beraterkarriere bei der Strategieentwicklung unterstützt, an Visionen gebastelt und Missionen abgeleitet, Leitbilder konkretisiert und Ziele definiert. Diese wurden dann zum Teil als Schautafeln z.B. im Büro-Flur oder im Konferenzraum aufgehängt. Wenn man dann in einem solchen Raum sitzt und darüber sinniert, wer sich denn diese wohlformulierten Leitsätze ausgedacht hat, stellt man sich unwillkürlich die Frage – Ist das wirklich so? Ist das in dieser Firma auch gelebte Realität oder postuliert man diese häufig generischen Allgemeinplätze nur, weil es sich so gehört und sich dazu auch noch gut anhört.
Wenn man das strategische Ziel einmal festgelegt hat, muss man auch ins Handeln kommen und die Umsetzung in Angriff nehmen. Die Strategie ist nichts wert, wenn nicht geeignete Instrumente zur Verfügung stehen, die Strategie auch erfolgreich umzusetzen.
Als Rahmenwerk hierfür kann ich Die 4 Disziplinen der Umsetzung empfehlen. Diese wurden von den Autoren McChesny, Covey und Huling im gleichnamigen Bestseller beschrieben. Dabei gefällt mir, dass von Disziplinen die Rede ist und nicht z.B. von Prinzipien. Disziplin impliziert, dass man tatsächlich etwas tun muss und dabei strukturiert vorgehen sollte, um die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Umsetzung zu erhöhen.
Die 4 Disziplinen der Umsetzung lauten:
- Konzentration auf das Allerwichtigste (Wildly Important Goal)
Es ist bekannt, dass je mehr man tut, desto weniger man schafft. Es hier darum, sich möglichst auf EIN ambitioniertes Ziel von herausragender Wichtigkeit zu konzentrieren. Dies bedeutet eine deutliche Vereinfachung und ermöglicht klaren Fokus sowie hohe Intensität.
- Zielführende Maßnahmen festlegen (Lead Measures)
Hier geht es um wenige ausgewählte Maßnahmen mit großer Hebelwirkung, die unmittelbar wirksam sind, das Ziel in der Zukunft zu realisieren. Diese Maßnahmen müssen direkt beeinflussbar sein, durch einen selbst oder durch das eigene Team.
- Den Umsetzungsstand messbar machen (Compelling Scorecard)
Die transparente Messung und Visualisierung des Umsetzungsstandes ermöglicht es für Jeden, auf einen Blick sehen, ob man auf dem richtigen Weg ist. Diese Visualisierung sollte regelmäßig aktualisiert werden und ganz wichtig, einen motivierenden Charakter haben. Quasi ein sportlicher Anreiz, denn man spielt anders, wenn man das Ergebnis misst. Dazu kann man den Effekt nutzen, dass sich etwas tendenziell immer verbessert, sobald man es misst.
- Sich regelmäßig messen lassen (Accountability)
Regelmäßig sich selbst und auch durch andere einen Spiegel vorhalten lassen und damit eine zwingende Verbindlichkeit herstellen. Freiwillig Rechenschaft ablegen und dabei alles immer sportlich sehen und Freude am Prozess haben.
Für die eigene Reflexion – sowohl im Kontext der persönlichen Entwicklung oder bei der erfolgreichen Umsetzung von Unternehmenszielen – kann man sich also die folgenden Fragen stellen:
- Was ist das allerwichtigste Ziel, das Ziel Nr. 1 im professionellen oder im privaten Bereich?
- Welches sind die ausgewählten, wesentlichen und wirkungsvollen Maßnahmen zur Erreichung des allerwichtigsten Zieles?
- Wie messen wir unsere Zielerreichung und ist diese für alle Beteiligten transparent und motivierend?
- Stehen wir selbst zu unseren eigenen Verpflichtungen und nehmen wir auch die anderen in die Pflicht?
Ich finde dieses Rahmenwerk so interessant, weil es für meine beiden Geschäftsfelder – Beratung und Coaching – gleichermaßen relevant ist. Es mag auf den ersten Blick banal erscheinen, ist es aber nicht. Wenn man die beschriebenen Disziplinen beherrscht, ist die Chance hoch, dass es auch mit der Umsetzung klappt.
Im Kontext des Coaching ist neben der Unterstützung bei der Ziel-Identifizierung und Ableitung von zielführenden Maßnahmen sowie deren laufende Messung speziell auch das Thema Rechenschafts-Partnerschaft bedeutend. Der Coach kann solch einen Partner darstellen und sich regelmäßig darum kümmern, wie es um die Umsetzung steht. Diese Verbindlichkeit muss man im Vorfeld explizit vereinbaren und auch selbst wollen, dann ist es ein hoch wirkungsvolles Instrument. Denn die meisten Menschen wollen ihre Integrität unter Beweis stellen, in dem Sinne, dass sie das auch einhalten, wozu sie sich selbst verpflichtet haben.
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