Das Plateau der latenten Potenziale
Wie sieht Fortschritt wirklich aus? Wir erwarten in der Regel eine lineare Entwicklung des Erfolges, was aber meist nicht der Realität entspricht. Wenn wir stark auf ein gewünschtes Ergebnis fixiert sind, werden wir häufig ungeduldig und sind enttäuscht, wenn sich der Erfolg dann nicht unmittelbar einstellt.
Ich habe in meinem Garten Bambus, den ich als Pflanze faszinierend finde. Die Wurzeln, genannt das Rhizom, bereiten sich mehrere Jahre unter der Erde vor, um dann im richtigen Zeitpunkt innerhalb von wenigen Wochen einen viele Meter hohen Halm zu produzieren.
Viele Entwicklungsprozesse laufen erst einmal über einen längeren Zeitraum im Verborgenen ab, ohne dass man irgendein offensichtliches Ergebnis erkennen kann. Der Autor James Clear hat dies in seinem bekannten Buch „Atomic Habits“ als das „Plateau der latenten Potenziale“ bezeichnet. Man hat den Eindruck, dass nichts passiert. Dieses Tal der Enttäuschung zu überwinden, erfordert Geduld und Durchhaltevermögen. Es ist aber durchaus lohnend, diese Tugenden zu kultivieren.
Will man z.B. eine gute Gewohnheit neu annehmen oder eine bestehende schlechte Gewohnheit aufgeben, ist am effektivsten, einfach und klein anzufangen, dies dann aber kontinuierlich über einen längeren Zeitraum zu tun. Viele Menschen brechen ihre Aktivitäten vorzeitig ab, wenn keine schnellen Erfolge vorhanden sind, dabei befinden sie sich vielleicht gerade auf diesem Plateau der latenten Potenziale und stehen kurz vor einem Durchbruch.
Die notwendige Geduld und das entsprechende Durchhaltevermögen ermöglichen es dann – nachdem wir das Tal der Enttäuschung einmal durchschritten haben – über den Akkumulations- und Verstärkungseffekt ein Ergebnis zu erreichen, welches sich häufig sogar noch besser als ursprünglich erwartet entwickelt. Man sollte sich daher nicht so leicht demoralisieren und von seinem Weg abbringen lassen sondern dranbleiben. Es lohnt sich höchstwahrscheinlich.
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