Energie für Arbeit und Liebe
Ein berühmter Psychotherapeut hat einmal gesagt, das Leben besteht aus Arbeit und Liebe. Ich finde das eine ganz gute Einteilung. Die Basis oder das Fundament dafür ist unsere (Lebens)-Energie. Ohne die notwendige Energie werden wir keine besonderen Leistungen in den großen Lebensbereichen Arbeit und Liebe erreichen können. Meine Coachings setzen daher immer zuerst beim Thema Energie und dem Haushalten mit dieser wertvollen Ressource an.
Ein wesentliches Instrument dafür ist für mich das sogenannte Protokoll. Dieses wird individuell für jeden Kunden gemeinsam entwickelt und langsam und behutsam, aber stetig aufgebaut. Es beinhaltet eine Art strukturelle Disziplin, die man anwendet, um sich das Leben leichter zu machen und nicht laufend schwierige Entscheidungen treffen zu müssen.
Wir können dazu Mechanismen in unserem Gehirn nutzen, die mit Gewohnheiten zusammenhängen. Jedes Mal eine Entscheidung zu treffen, etwas zu tun (die Sport-Einheit durchzuziehen oder den Deep-Work Zeitblock) oder aber die Entscheidung zwischen dem ungesunden Snack oder der wertvollen Nahrung. Entscheidungen zu treffen benötigt viel Energie, wenn wir diese immerzu rational abwägen müssen, verbrauchen wir dabei unnötig Ressourcen.
Einfacher ist es dagegen, sich einmal bewusst für etwas zu entscheiden und es dann einfach zu machen. Und durch das Wunder der Zeit und der stetigen Ausführung der Gewohnheit wird etwas, was uns früher mühsam erscheint, dann zu einem für uns wichtigen und integralen Teil unseres Lebensstils. Diese Gewohnheit hat sich sozusagen neuronal eingeprägt und wird als Automatismus ausgeführt, was gegenüber der bewussten Entscheidung deutliche weniger Energie verbraucht.
Es ist nützlich, die gewünschten Verhaltensweisen, die sich in Form von Gewohnheiten einschleifen sollen, in seinem Protokoll dokumentieren. Es ist quasi ein Rezept, wie eine Verschreibung vom Arzt – der man in der Regel ja auch folgt – nur dass man sich selber diese Verschreibung gibt. Das Protokoll beinhaltet im Wesentlichen Verhaltensmuster, durch die unsere Energie aufgebaut und wiederhergestellt wird, welche die naheliegenden Ansatzpunkte betreffen:
- Schlaf
- Bewegung
- Ernährung
- Atmung
- Innere Einstellung
Zur Veranschaulichung hier ein Auszug aus meinem persönlichen Protokoll. In der Regel handelt es sich um meine täglichen und regelmäßigen Gewohnheiten, zum Teil gibt es unter der Woche Modifikationen bzw. ein leicht unterschiedliches Protokoll für Arbeitstage und das Wochenende. Hier mein idealtypisches Protokoll:
- 8 Stunden pro Nacht schlafen, regelmäßige Zeiten (gegen 22:45 Licht aus, Aufstehen gegen 7:00)
- Ab 22:00h keine Bildschirme mehr betrachten, „Digitaler Sonnenuntergang“
- Tägliche Bewegung / Trainings-Einheit: Mit dem Fahrrad ins Büro fahren, Mo./Di./Do./Fr. Kraftübungen und Mi./Sa./So. jeweils 1h Ausdauer
- Essen nur zu den Mahlzeiten, 2-3 x pro Woche intermittierend fasten (Abendessen weglassen)
- Tägliche Meditation, 7-21 Min.
- 1-2 Deep Work Zeit-Blöcke von 60-90 Min. im Büro, um wichtige Aufgaben konzentriert zu erledigen, dabei Abschalten jeglicher Ablenkungen
- „Shut-Down-Complete“ nach dem Arbeitstag gegen 18h, dann Übergang zwischen den Lebensbereichen Arbeit und Liebe (keine Arbeit mit nach Hause nehmen)
- Alkohol-Konsum maximal 2x pro Woche
- Rein pflanzliche Ernährung, Zucker und weißes Mehl vermeiden, möglichst wenig hoch verarbeitete Produkte
- Tägliches Journaling (Reflexion des Vergangenen und Intentionen für den kommenden Tag)
- Jeden Tag etwas Neues lernen, auch wenn es nur eine Seite im Buch ist
- Jeden Tag jemanden umarmen, auch wenn es nur gedanklich ist
Mein Protokoll, was ich mir selbst auferlegt habe, halte ich in Ehren. Wenn ich keine Lust verspüre, die Dinge zu tun, die ich tun wollte, sage ich mir, dass es auch gar nicht nötig ist, Lust zu haben. Niemand hat wirklich Lust auf Liegestütze oder Klimmzüge oder darauf, eine Stunde zu Laufen. Man kann es trotzdem machen, wenn man weiß, dass keine Motivation nötig ist. Man kann man lange darauf warten, bis man sich motiviert fühlt. Die Motivation kommt nach der Erledigung der Aufgabe, und dieses gute Gefühl gilt es zu konservieren. Der Leitspruch oder das Mantra für das Protokoll lautet: Je weniger Lust ich habe, desto mehr fühle ich mich meinem Protokoll verpflichtet.
Ich halte mein Protokoll (eigentlich) immer ein. Ich habe in einem Blog-Eintrag über den Fluss der Flexibilität geschrieben und es ist unvermeidbar, dass man auch den einen oder anderen Fehltritt macht. Schließlich sind wir alles Menschen mit entsprechenden menschlichen Unzulänglichkeiten. Wichtig in dem Falle, dass man sein Protokoll nicht einhalten kann, ist dass man sofort am nächsten Tag wieder zu seinen Gewohnheiten zurückkehrt. Sonst begeht man quasi Gewohnheits-Selbstmord. Es nützt aber nichts, sich dafür schlecht zu fühlen, dass man schwach war. Stark dagegen ist es, wenn man einfach wieder zurückkehrt zu seinem Protokoll. Immer wieder.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass man klein anfängt. Ich selbst bastele an meinem Protokoll schon seit mehrerer Jahren herum, verändere und optimiere es. Lasse etwas weg, was mir langfristig nicht dienlich ist und versuche etwas Neues. Klein anzufangen ist immer der Schlüssel für die Etablierung einer Gewohnheit. Zu klein, um es nicht zu machen, zu klein zum Scheitern. Regelmäßigkeit ist das Wichtigste. Wenn man ein gutes System hat, ein Protokoll, an das man sich halten kann, erhält man dadurch mehr Freiheit, auch wenn das paradox erscheint.
Das Protokoll kann uns also dabei helfen, durch strukturelle Disziplin speziell unseren Energiebereich zu optimieren. Wenn wir Gewohnheiten etablieren, die Energie erzeugen und gleichzeitig energiezehrende Aktivitäten meiden, haben wir ausreichend Energie für die wichtigen Dinge im Leben, Arbeit und Liebe.
Viele Menschen, mit denen ich spreche, halten sich nicht für besonders diszipliniert. Es ist aber gar nicht schwierig, mit dem richtigen Instrument eben diesen Rahmen für Disziplin zu schaffen und sich das Leben damit deutlich einfacher zu machen. Ich unterstütze meine Kunden gerne dabei, ihr individuelles Protokoll zu erarbeiten und begleite als Accountability-Partner den Prozess, solange es gewünscht ist.
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