Was ich unter gelungener Integration verstehe
Der Begriff Integration wird heute häufig im Kontext der Eingliederung von Zugewanderten oder im Rahmen der Inklusion in der Schule beim gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Menschen verwendet. Integration bedeutet soziologisch interpretiert also den Einbezug von bisher ausgeschlossenen Individuen oder Gruppen im Rahmen der Förderung kultureller Vielfalt und Diversität.
Im Kontext meiner Praxis verwende ich den Begriff noch auf eine andere Weise. Von der Begriffsherkunft ist Integration abgeleitet aus dem Lateinischen „Integratio“, was „Zusammenschluss“, „Vereinigung“, „Erneuerung“ oder „Wiederherstellung eines Ganzen“ bedeutet.
Als Integration Coach unterstütze ich meine Kunden dabei, die verschiedenen Facetten des häufig komplexen und bunten Lebens zu integrieren. Die Positiven als auch die negativen Seiten. Und auf diese Weise zu einem stimmigen Ganzen zu kommen.
Die eigene Schattenseiten möchten wir häufig gar nicht sehen, und schon gar nicht nach außen zeigen. Jeder Mensch hat in seinem Leben verschiedene große oder kleine traumatische Erlebnisse gehabt und entsprechende Bewältigungsstrategien entwickelt, die umfangreich und individuell sind. Beispielsweise der Versuch, diese Dinge durch Konsum zu kompensieren oder anderweitig zu betäuben. In der Regel sind diese Strategien nicht hilfreich und führen nicht zum eigentlichen Ziel.
Schattenarbeit bedeutet, sich bewusst zu machen, was eigentlich los ist. Nicht im Sinne des sich selbst Verurteilens oder Richten, sondern eher so, wie man einem lieben Menschen, eine guten Freundin oder ein Familienmitglied gegenübertreten würde. Mit Verständnis und in diesem Falle Selbst-Mitgefühl. Indem man den Schatten als integralen Teil der eigenen Persönlichkeit betrachtet, kann man schwierige Themen für sich besser aufbereiten. Als Anmerkung, sollte bei schwerer wiegenden Traumata immer die Unterstützung durch einen geschulten Therapeuten gesucht werden, Coaching ist in solchen Fällen nicht angezeigt.
Es ist ein zutiefst menschliches Phänomen, nicht immer vollkommen klar zu sehen, was verschiedene Erlebnisse und Erfahrungen im Leben für einen bedeuten und wie sie einzuordnen sind. Wenn man hier mehr Bewusstheit erreichen möchte, ist es sehr hilfreich, aus dem „Default Mode Network“ des eigenen Geistes einmal heraustreten, die eingeschliffenen Denkmuster und Verhaltensweisen bewusst zu verlassen und die Zusammenhänge neu zu beleuchten.
Integration von Erlebnissen, Erfahrungen und Einsichten
Ich habe vor Kurzem einen Workshop geleitet, der im Anschluss einer Ayahuasca-Zeremonie mit den Teilnehmern durchgeführt wurde. Ayahuasca ist eine psychotropische Substanz, die aus der traditionellen Medizin der indigenen Völker des Amazonas stammt und seit Jahrhunderten verwendet wird, um das Bewusstsein zu öffnen und Heilung zu ermöglichen. Die Medizin bewirkt, dass alles, was im Bewusstsein, speziell im Unterbewusstsein vorhanden ist, an die Oberfläche kommen kann. Dieser Prozess kann daher oft auch schwierig und anstrengend sein.
Bei dieser Art zeremonieller Einnahme ist sowohl die gute Vorbereitung als auch die gute Nachbereitung essenziell. Im Vorfeld werden die Intentionen der einzelnen Teilnehmer betrachtet und die Motivation, was man mit der Einnahme der Medizin erreichen möchte.
Im Nachgang erfolgt dann die Integration, bei der man das Erlebte, die Erfahrung und ggf. bereits gewonnene Einsichten mit den anderen in der Gruppe teilen kann. Der achtsame Austausch darüber unterstützt einen bei der richtigen Einordnung des Erlebten und kann hilfreich dafür sein, die Bedeutung für das weitere Leben zu ergründen. Beispielsweise mit mehr Klarheit Entscheidungen zu treffen, nicht mehr dienliche Gewohnheiten aufzugeben oder neue und förderliche Gewohnheiten aufzunehmen und insgesamt seinen Lebensstil zu verbessern.
Diese Art der Integration ist jedoch nicht mit einem Workshop abgeschlossen, sondern kann sich über Wochen und Monate erstrecken. Hier kann es sehr sinnvoll sein, einen vertrauensvollen und geschulten Coach an seiner Seite zu haben, der einen dabei unterstützt und begleitet. Man kann es natürlich auch alleine mit sich selbst ausmachen, mit einem Coach ist es erfahrungsgemäß deutlich effizienter und zielgerichteter.
Wenn man auf diese Weise die Puzzleteile des Lebens wieder zu einem stimmigen Ganzen zusammenführen kann, so dass alles Sinn ergibt und alles im Reinen ist, dann ist einem die Integration gelungen. Das ist allerdings eine Lebensaufgabe.
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