Richtig prokrastinieren!
Die Prokrastination, ein schönes Wort zur Beschreibung des Aufschiebens von Dingen, die man eigentlich tun wollte, ist vielen Menschen als Phänomen bekannt und man resoniert wahrscheinlich damit, weil man selbst zum Großteil der Menschen gehört, die prokrastinieren. Die hinter dem Phänomen liegenden Mechanismen sind vielfältig untersucht und beschrieben worden.
El bleibt jedoch etwas paradox, dass man Dinge aufschiebt, die man tun müsste, um ein Ziel zu erreichen, was für einen bedeutungsvoll ist. Der sogenannte „Erregungsaufschieber“ wartet bis zum letzten Drücker und der „Vermeidungsaufschieber“ vermeidet den Druck aus Selbstschutz oder Angst, zu versagen.
Der Aufruf, richtig zu prokrastinieren ermutigt einen dazu, Dinge aufzuschieben. Ich habe für diesen Beitrag Inspirationen aus dem Buch „Four Thousand Weeks“ von Oliver Burkeman zusammengefasst. Ein Buch, welches ich wärmstens empfehlen kann.
Unsere Zeit auf dieser Erde ist begrenzt. Wenn wir z.B. annehmen, wir werden 80 Jahre alt, sind das 4.160 Wochen = 29.200 Tage. Das hört sich erst einmal nach nicht unendlich viel an. Umso wichtiger, dass wir diese Begrenztheit akzeptieren und anstreben, unsere verfügbare Zeit sinnvoll und mit erfüllenden Tätigkeiten zu verbringen.
Der in unserer Gesellschaft vorherrschende Effizienz-, Produktivitäts- und Optimierungswahn Zeit bringt uns dabei nicht weiter und macht in der Regel auch nicht glücklich. Entscheidend ist, dass man weise auswählt, wie man seine Zeit verbringen will. Alles Mögliche zu tun und immer „super busy“ zu sein und es allen recht machen zu wollen, erzeugt Stress bis hin zum Burn-Out.
Wir müssen also unsere FOMO (fear of missing out) ablegen und akzeptieren, dass eine Entscheidung FÜR etwas auch immer eine Entscheidung GEGEN viele andere Optionen bedeutet. Lernen, besser zu prokrastinieren bedeutet in diesem Zusammenhang, sich nur mit wirklich wichtigen Dingen zu beschäftigen und sich darauf zu konzentrieren, was wirklich zählt – dazu muss man sich vorher natürlich individuell vergegenwärtigen, was das denn genau ist.
Es wird empfohlen, sich zuerst Zeit für sich zu nehmen, die eigene Agenda voranzutreiben, bevor man es anderen recht macht. Weiterhin ist es sehr nützlich, die Anzahl der parallel laufenden Projekte zu begrenzen, dadurch gelingt es einem besser, Dinge auch mal abzuschließen und man hat nicht so viele Bälle gleichzeitig in der Luft. Letztendlich erreicht man diese Konzentration auf das Wesentliche dadurch, dass man seine Aktivitäten und Ziele nach Wichtigkeit sortiert und dann Dinge nach Bedeutung auch einfach aussortiert.
Gemäß der Eisenhower-Matrix mit den Achsen „wichtig“ und „dringend“ primär damit beschäftigen, was wichtig ist und Dinge, die als nicht wichtig und nicht dringend eingestuft werden können, einfach mal in den Papierkorb werfen und gar nicht zu machen. Zu den wichtigen Dingen gehört definitiv, die zwischenmenschlichen Beziehungen wieder mehr in den Vordergrund zu stellen und Qualitätszeit, statt Produktivitätszeit zu priorisieren. Dinge aus Liebe zur Sache tun.
Ein weiterer etwas unpopulärer, aber für die eigene Produktivität maßgeblicher Faktor ist die richtige Erholung. Wenn man die Muße als Kunst des Nichtstuns in den Alltag integrieren kann, hilft das sehr, um Gelassenheit und Kreativität zu fördern.
Abschließend fand ich das Bild der „cosmic insignificance therapy“ sehr anschaulich, was bedeuten soll, dass des dem Universum herzlich egal ist, was du aus deinem Leben machst, weil du im kosmischen Kontext völlig irrelevant bist. Also könnte man auch getrost den Perfektionismus loslassen und die eigene Unzulänglichkeit annehmen und anfangen, hinreichend gut in der Gegenwart zu leben.
Wenn du für dich definieren willst, was wirklich wichtig ist, wofür und wogegen du dich entscheiden willst und wie du dein Leben (zukünftig) leben möchtest, kann Coaching zu mehr Klarheit beitragen und handfeste Ansatzpunkte und Instrumente für eine erfolgreiche Implementierung beisteuern.
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