Selbst-Like

In den sozialen Netzwerken und auf allen Plattformen wird heute geliket, was das Zeug hält.

Ein stetiger Strom an Herzchen, als Bestätigung und Belohnung für das teilhaben lassen an der Zurschaustellung  des eigenen Ego, von eingenommenen Mahlzeiten oder niedlichen Tierchen. Allein auf Instagram werden pro Tag weltweit 3,5 Milliarden Likes verteilt.

Es ist interessant zu ergründen, welche Mechanik hinter diesem Phänomen steckt. Die Medienindustrie hat Unsummen von Geld in die Erforschung der dahinter liegenden Psychologie gesteckt und die besten Brain-Hacking-Methoden entwickelt, um möglichst viel Macht über unsere  Aufmerksamkeit zu erlangen. Das habituelle Vergeben und Erhalten von Likes ist bei den meisten Usern der sozialen Netzwerke zu beobachten.

Man könnte auch spaßeshalber einmal fragen, warum man Kunden nur im Kontext von IT sowie bei Drogen als „User“ bezeichnet … Letztendlich ist das Liken ähnlich wie bei einer Droge. Jedes Like, das man bekommt, aber auch das man verteilt, löst im Gehirn eine winzige Ausschüttung von Dopamin aus. Das gute Gefühl dadurch wollen wir natürlich immer wieder haben, insofern ist die Parallele zu den Drogen gar nicht so weit hergeholt.

Anstatt in der digitalen Welt Likes zu verteilen, sollten wir uns lieber mehr damit beschäftigen, welche unserer eigenen Handlungen und Verhaltensweisen würdig sind, in erster Linie von uns selbst wertgeschätzt und gefeiert zu werden. Wenn wir unseren Worten auch Taten folgen lassen, sollten wir dies auch unbedingt immer feiern. Und uns selbst ein gedankliches Like geben.

BJ Fogg aus dem Verhaltenslabor der Uni Stanford erklärt in seinem ABC-Modell sehr gut, wie man durch positives Handeln oder eine gute Gewohnheit etablieren und verfestigen kann. A=Anchor steht für den spezifischen Auslöser oder Trigger für ein Verhalten, der ein bewusst vorbestimmtes Verhalten, B=Behavior auslöst. Unmittelbar danach ist es wichtig – C=Celebrate – sich selbst dafür zu feiern. Das bewusste Feiern löst wieder eine kleine Dopaminausschüttung aus, so dass das gezeigte positive Verhalten mit höherer Wahrscheinlichkeit bei der nächsten Gelegenheit wieder gezeigt wird.

Gerade im Business vergessen wir oft das Feiern von Erreichtem, gerade die guten Dinge haken wir häufig schnell ab und wenden uns dem nächsten Problem zu. Gerade aber auch kleine Erfolge oder Schritte in die richtige Richtung sollten wir unbedingt immer feiern.

Daher mein Apell: Like weniger in den sozialen Netzwerken und gib dir selbst lieber immer ein Selbst-Like, wenn du in Integrität mit deinen Werten und Tugenden gehandelt hast und das auch getan hast, was du vorher gesagt hast. Ich mag es!