Wut und Ärger als selbstschädigende Energien
Es heißt „sich“ über etwas zu ärgern, was damit bedeutet, dass man primär sich selbst dadurch schadet, wenn diese Emotion scheinbar durch externe Ereignisse ausgelöst werden.
Mich über etwas zu ärgern oder wütend zu werden ist eine meiner recht tiefsitzenden Gewohnheiten. Es sind häufig rational gesehen Banalitäten, über die ich mich aufrege. Im Straßenverkehr verhält sich jemand rücksichtslos oder eine Bemerkung, die ich in einer bestimmten Weise interpretiere, bringt mich auf die Palme. Das ist für mich eine Gewohnheit, die nicht hilfreich ist und die negative Energie erzeugt.
Ich habe gelernt, dass Gedanken, Gefühle (Emotionen) und Verhalten in einem ganz engen Zusammenhang stehen. Gefühle entstehen dabei unwillkürlich, d.h. sie sind nicht wirklich direkt steuerbar. Wo wir ansetzen können, ist jedoch immer das Verhalten und dann auch die dahinter liegenden Gedanken. Verschiedene Ansätze, wie z.B. auch in der kognitiven Verhaltenstherapie, nutzen dieses und können helfen, selbstschadende Gewohnheiten aufzugeben. Dies erfolgt durch eine geänderte Interpretation der aktivierenden Ereignisse und flankierend dazu durch die Schaffung konstruktiver und hilfreicher Verhaltensmuster.
Die Buddhisten empfehlen, aufkommenden Ärger tief zu betrachten und in seine Wurzeln zu schauen. Diese liegen häufig in einer falschen Wahrnehmungen und fehlendem Verständnis für das eigene Leid und das Leid der anderen Person. Eine weitere Empfehlung ist, nicht zu sprechen und achtsam zu atmen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Ich interpretiere dies als einen Idealzustand – von dem ich selbst noch weit entfernt bin – den ich mich aber bemühe, zunehmend bewusst zu kultivieren.
Ich habe dies heute bei meinem Weg zur Arbeit auf dem Fahrrad mehrfach mit Intention ausprobieren können. Ein aktivierendes Ereignis oder Auslöser ist z.B. ein Parker auf dem Radweg und anstatt impulsiv mit Beschimpfungen und wildem Gestikulieren zu reagieren, mache ich gar nichts und fahre um das Hindernis geschmeidig herum und hake die Situation sofort ab. Das hat heute gut funktioniert und ich habe auf dem Weg zur Arbeit nicht gleich unnötig Energie für Nichtigkeiten verbraucht. Energie, die ich in Form von Willensstärke benötige, um die Dinge zu tun, die ich tun will und muss.
Wenn man sich also weniger ärgern will oder weniger wütend werden will, dann empfiehlt sich die skizzierte Vorgehensweise.
Die große Kunst ist es dann, jederzeit diese Technik bewusst anzuwenden zu können und einen Gleichmut zu entwickeln, der es einem ermöglicht mit heiterer Gelassenheit durch den Alltag zu gehen.
Es ist alles eine Frage der richtigen Einstellung und Interpretation (Gedanken) und der Gewohnheiten, die man entwickelt (Verhalten). Die positive Emotion oder der Entfall der negativen Emotion stellt sich dann automatisch ein.
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