Begrenzte Willenskraft weise nutzen
„Disziplin ist das, was man tut, wenn keiner hinschaut.“
Ich glaube fast jeder hat damit zu kämpfen, zu wenig Willensstärke oder Disziplin zu haben, jederzeit die Dinge zu tun, die man eigentlich tun wollte. Es wird noch schwieriger, wenn viele unterschiedliche Anforderungen an einen gestellt werden und wenn man gleichzeitig hohe Erwartungen an sich selbst hat. Wir müssen immer auf allen Ebenen „performen“ im Beruf, im Privatbereich und natürlich auch beim Sport. Wenn man das alles abdecken möchte, gleichzeitig aber nicht ausreichend Willensstärke und Disziplin hat, dann wird es schwierig und irgendein Bereich kommt fast zwangsläufig zu kurz.
In meinen Coachings spreche ich mit meinen Kunden über ihre Ziele in den verschiedenen Lebensbereichen Energie, Arbeit und Liebe. Diesen verschiedenen Aspekten möchte man in einen integrierten Ansatz allen gleichzeitig genügen und häufig erlebe ich es, dass bei konkurrierenden Zielen eines priorisiert wird, bei dem die Motivation am höchsten ist. Motivation definiere ich hier als den Quotienten aus der Bedeutung des Themas multipliziert mit der eigenen Erwartung, das Ziel auch zu erreichen und der laufenden Ablenkung vom Thema multipliziert mit dem Zeithorizont. Diese schlaue kleine mathematische Gleichung nutze ich, um Motivation zu messen (siehe hierzu auch einen separaten Blog-Eintrags 2020). https://pwholzinger.com/wie-koennen-wir-motivation-messbar-machen-und-bewusst-gestalten/
Wenn man sehr motiviert ist, etwas zu tun, dann ist die Wahrscheinlichkeit auch hoch, dass man erfolgreich ist. Dafür benötigt man dann nicht noch extra viel Willensstärke und Disziplin.
Da sind aber häufig noch die vielen anderen Dinge, die man als Meister der Prokrastination vor sich herschiebt, die aber immer im Hinterkopf als eine Art schlechtes Gewissen präsent sind und nerven. Woher kommt also nun die benötigte Willensstärke und Disziplin für diese Aufgaben und Anliegen, die zwar wichtig und nützlich sind, für die wir aber nicht so viel natürliche Motivation mitbringen? Die gute Nachricht ist, man benötigt gar keine besondere Motivation, wohlmöglich auch noch von außen (da kann man auch lange warten), um die Dinge anzugehen, für die uns vermeintlich die Willenskraft und Disziplin fehlt. Man benötigt lediglich ein gutes System, eine Struktur, an die man sich anlehnen kann. Dies kann man dann auch Strukturelle Disziplin nennen.
In der wissenschaftlichen Forschung zum Verhalten wird ganz klar als erfolgsversprechender Weg aufgezeigt, durch das Einführen regelmäßiger Gewohnheiten eine Veränderung zum Positiven entsprechend den gesetzten Zielen zu erreichen. Über das Implementieren von Gewohnheiten, die zu eine Ziel langfristig beitragen und die Selbstverpflichtung, sich auch an diese selbst auferlegten Regeln zu halten, wird man nach einer bestimmten Zeit zu dem Punkt kommen, wo man nicht mehr groß hinterfragt, ob man Lust dazu oder nicht, sondern einfach macht, weil man diese Entscheidung ja einmal offiziell getroffen hat. Diese strukturelle Disziplin bilde ich in einem sogenannten „Protokoll“ ab, das man auch Routine oder System nennen kann.
Aus dem Optimize Coaching kommt die Empfehlung: „Nutze deine begrenzte Willenskraft weise, um Gewohnheiten aufzubauen, die via Algorithmen automatisch ablaufen“. Wenn wir es so weit geschafft haben, durch regelmäßiges Praktizieren einer Übung diesen Automatismus zu erzeugen, benötigen wir auch keine großartige Willensstärke und Disziplin mehr, lediglich noch etwas Aktivierungsenergie.
Es ist dann natürlich wichtig, unser Protokoll in Ehren zu halten. Aber das Protokoll ist natürlich nicht statisch, sondern sollte immer mal wieder kritisch geprüft werden, ob es angemessen und nützlich ist, die gesteckten Ziele auch zu erreichen, es sollte nicht zum Selbstzweck werden. Die Ausprägung des Protokolls kann nach Bedarf variiert werden, die grundsätzliche Nutzung eines funktionalen Systems zur Sicherstellung der konsequenten und kontinuierlich Zielverfolgung und Erreichung kann ich aber in jedem Fall nur empfehlen.
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