Disziplin
Der Begriff Disziplin hat häufig eine leicht negative Konnotation, für mich ist Disziplin jedoch etwas ganz Essenzielles und ohne Disziplin gestaltet sich das Leben sehr schwierig auf unterschiedlichen Ebenen. Ich mag auch den Begriff Selbst-Disziplin oder auch Selbst-Beherrschung. Darum geht es hier.
Es lassen sich drei Arten von Disziplin unterscheiden, alle sind gleichermaßen wichtig zu kultivieren.
- Reaktive Disziplin: Hier geht es darum, den Raum zu beherrschen zwischen Reiz und Reaktion, d.h. einen Atemzug zu nehmen und bewusst entscheiden, wie wir auf den gegebenen Reiz reagieren wollen. Viktor Frankl sagt, in diesem Raum liegt unsere Freiheit und unsere Macht. Wir reagieren häufig affektiv aus dem System 1 unseres Gehirns heraus, wir können aber das rationale, vernünftige und analytische System 2 trainieren, um mehr und mehr bewusste Reaktionen und Handlungen auszuüben.
- Strukturelle Disziplin: Jeder braucht Strukturen, an denen er sich orientieren kann. Zeit ist die einzige Ressource, die wirklich begrenzt ist und wir müssen diese Zeit sinnvoll nutzen. Sich selbst eine Struktur zu geben, z.B. in Form eines persönlichen Protokolls für einen idealen Tagesablauf mit festgelegten Zeiten für konzentriertes Arbeiten und dem Installieren von festen Gewohnheiten, die täglich praktiziert werden. Hierzu ist Konzentration auf das Wesentliche notwendig, auch dafür kann man sich eine Struktur geben, welche diese Übung leichter macht.
- Last but not least, die Expansive Disziplin. Hier geht es um Selbstentwicklung, für die man sich unbedingt Zeit nehmen muss, wenn man ein erfülltes Leben führen möchte. Welche Identität möchte ich verkörpern und was kann und muss ich dafür tun. Zeit für Introspektion, z.B. durch Meditation, um Klarheit über diese Dinge zu erlangen. Wofür wir dankbar sind, was unsere Aufgabe im Leben ist, was der Sinn ist, der hinter unserer Existenz liegt. Die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Selbstverwirklichung im Dienste einer größeren Sache erfordert ebenfalls Disziplin, hat aber gleichzeitig auch die größte Hebelwirkung für ein gutes Leben.
Der Fluss des Lebens hat zwei Ufer, der eine ist Struktur und der andere ist Kreativität. Wir sollten uns bemühen, zwischen diesen beiden Seiten möglichst zu oszillieren. In diesem Kontext heißt das, wir wollen nicht zu viel Disziplin und Struktur, weil dies zu Erstarrung führen kann, aber auch nicht zu viel Kreativität, weil diese Chaos mit sich bringen kann. Die Kunst hier ist es, mit Disziplin die goldene Mitte zu finden.
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