Gewaltfrei kommunizieren
Bei meinen Führungskräfte-Coachings treten immer wieder Fragen auf, die sich um Kommunikation drehen. Das verwundert nicht, da Führung sehr viel mit Information und Kommunikation zu tun hat. Die Mitarbeiter beschweren sich häufig, dass zu wenig kommuniziert wird oder man fühlt sich nicht ausreichend informiert. Kommunikation ist aber nie eine Einbahnstraße, es gibt immer einen Sender und einen Empfänger und es ist eine bekannte Feststellung, dass Kommunikation das ist, was ankommt.
Der Kommunizierende hat vielleicht gute Intentionen, bringt das Thema aber nicht so rüber, dass es der Empfänger es richtig versteht, dann kommt es zu Missverständnissen und im schlimmsten Falle zu Streit oder anderer Eskalation. Dies kommt regelmäßig sowohl im geschäftlichen als auch im privaten Kontext vor.
Hier lohnt es, sich einmal das Konzept der gewaltfreien Kommunikation anzusehen, quasi einen Klassiker der Kommunikations-Konzepte. Der Ansatz basiert ursprünglich auf Gandhis Ansatz der Non-Violent Communication (NVC), der Gewaltfreien Kommunikation (GFK), manchmal auch als „Mitfühlende Kommunikation“ übersetzt.
Meist nutzen wir gewohnheitsmäßigen Muster bei der Kommunikation und reagieren automatisch auf etwas, was zu uns gesagt wird. Bei der GFK wählen wir unsere Worte als bewusste Reaktionen aus, basierend darauf, was wir selbst wahrnehmen, fühlen und wollen. Wir fragen uns also vorher, was unsere eigenen Bedürfnisse sind und welche Bedürfnisse der Gegenüber haben könnte. Dazu müssen wir ehrlich zu uns selbst sein und Klarheit darüber haben, was wir wirklich erreichen wollen.
Gewaltfreie Kommunikation hat 4 Komponenten:
- Situation beobachten, nicht beurteilen
Nüchtern, sachlich und objektiv die Situation beschreiben, ohne Beurteilung oder gar Verurteilung. Hier am besten in der Ich-Form artikulieren, „ich habe den Eindruck …“, „mir erscheint …“ etc.
- Aufkommende Emotionen fühlen und benennen
Gefühle bewusst wahrnehmen, die durch die Situation erzeugt werden und diese benennen („name it to tame it“), wie zum Beispiel Ärger, Wut, Traurigkeit, Scham, aber auch Freude oder Stolz.
- Bedürfnisse identifizieren
Welches unerfülltes Bedürfnis steht eigentlich hinter der Emotion? Hier bietet sich als Rahmenwerk die Bedürfnispyramide von Maslow an, wie z.B. Grundbedürfnisse, Sicherheit, Kontakt, Anerkennung, Selbstverwirklichung etc.
- Aufforderung / Wunsch zum Handeln klar aussprechen
Was will ich wirklich erreichen, sachlich, konkret und genau und was muss dafür getan werden? Mit welcher Aufforderung zum Handeln (Apell) ist dies verbunden?
Es gibt einige Hindernisse, die uns im Rahmen des Versuchs, gewaltfrei zu kommunizieren häufig in die Quere kommen. Diese gilt es zu vermeiden:
- Moralische oder charakterliche Beurteilungen der Person („du bist immer so und so …“)
- Anstellen von Vergleichen, speziell Sozialvergleichen
- Sich beschweren, jemanden kritisieren oder beschuldigen
- Etwas von jemandem zu verlangen, anstatt einen Handlungswunsch zu äußern, der sich aus einem Bedürfnis heraus ergibt
Es ist eine hohe Kunst, speziell in schwierigen Umständen oder wenn man getriggert wird, auf diese Art der Kommunikation zurückzugreifen. Wenn man es jedoch übt und mehr und mehr praktiziert, kann GFK einen stark transformierenden Charakter haben und zu besseren Beziehungen zu sich selbst und zu seinen Mitmenschen führen.
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